Praktische Übungen – Sarah Infanger

 

Praktische Übungen

Sarah Infanger
Design Parcours
Alter Botanischer Garten UZH

 
 
 
 
 

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Die meisten Menschen wissen, wie viele Liegestützen sie schaffen, oder ob sie aus dem Stand heraus den Boden mit den Fingern berühren können. Aber wie beweglich ist ihre Wahrnehmung? Wie gelenkig ihre Vorstellungskraft? Wie lange schaffen sie etwas Unbemerkenswertes zu betrachten, ohne dass ihnen der Schnauf ausgeht? Möchten Sie mehr Bewegung im Kopf? Dann los!

Die Ursprungsidee des Vita Parcours in ihrer Einfachheit der Ausführung – aus vorgefundenen Ressourcen wie Baumstämmen oder landschaftlichen Gegebenheiten sportliche Übungen abzuleiten – ist Designprozessen nicht unähnlich. Oft ist man aufgefordert, mit vorgegebenem Material einen Umgang zu finden, sich dieses anzueignen, von einem vorgegebenen Ausgangspunkt her weiterzusuchen, sich leiten und verleiten zu lassen, etwas neu zu betrachten. Häufig ist alles da, es muss nur umgedacht und umgenutzt werden. Wie Kinder, die sich ihre Umgebung ständig zum Spiel machen.

Ein ähnlicher Aspekt ist in den Texten des französischen Schriftstellers Georges Perec zu finden. Er schöpft aus dem Alltäglichen, dem anscheinend Banalen. Mit seinen «praktischen Übungen» hält er uns an, dort etwas zu sehen, wo es vermeintlich nichts zu sehen gibt. «Von Zeit zu Zeit eine Strasse beobachten, vielleicht mit etwas systematischer Aufmerksamkeit. Sich dieser Beschäftigung hingeben. Sich Zeit lassen. Nicht usw. sagen, nicht usw. schreiben. Sich zwingen, das Thema erschöpfend zu behandeln, selbst wenn es grotesk, belanglos oder dumm zu sein scheint. Man hat noch nichts betrachtet, man hat nur das bemerkt, was man seit langem schon bemerkt hatte.» (Aus «Träumen von Räumen»)

Dieser Parcours soll Anreiz geben zu genauem und spielerischen Betrachten in Form von kleinen praktischen Übungen und so die Wahrnehmung zu trainieren.

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Most people know how many push-ups they can do, or whether they can touch the ground with their fingers from a standing position. But how mobile is their perception? How agile is their imagination? How long do they manage to look at something unremarkable without running out of breath? Do you want more movement in your head? Then let's go!

The original idea of the Vita Parcours, in the simplicity of its execution - to derive sporting exercises from found resources such as tree trunks or the quality of the landscape - is not dissimilar to design processes. One is often asked to find a way of dealing with given material, to appropriate it, to search further from a given starting point, to be guided and seduced, to look at something anew. Often everything is there, it just has to be rethought and reused. Like children who constantly play with their surroundings.

A similar aspect can be found in the texts of the French writer Georges Perec. He draws on the quotidian, the seemingly banal. With his "practical exercises" he encourages us to see something where there is supposedly nothing to see. "Observe a street from time to time, perhaps with some systematic attention. Surrender yourself to this occupation. Take your time. Do not say etc., do not write etc. Forcing yourself to treat the subject exhaustively, even if it seems grotesque, trivial or stupid. One has not yet looked at anything, one has only noticed what one had noticed for a long time." (From "Dreaming of Spaces")

This course is intended to provide an incentive for precise and playful observation in the form of small practical exercises and thus to train perception.

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